Es gibt Events, da muss man einfach mal mitgemacht haben, vor allem als junger Sportverein. Einer dieser Events ist der Megamarsch, der seinem Namen alle Ehre macht, schließlich ist es das Ziel innerhalb von 24 Stunden 100 Kilometer zu Fuß zurückzulegen. Zu viert haben wir die Herausforderung angenommen und sind am vergangenen Wochenende in Frankfurt an den Start gegangen.
Zwei Teilnehmer unseres Frankfurter Marsch-Quartetts hatten sich der Herausforderung bereits zwei Jahre zuvor beim Megamarsch in München gestellt und sich in 22,5 Stunden über die volle Distanz gequält. Damals waren sich die beiden sicher, den Marsch kein weiteres Mal über sich ergehen zu lassen. Weit gefehlt, denn innerhalb unseres Vereins sorgte der Megamarsch stets für Gesprächsstoff, sodass wir in diesem Jahr sogar zu siebt an den Start gehen wollten. Leider kamen berufliche und familiäre Verpflichtungen sowie eine Verletzung dazwischen.
In leicht dezimiertem, aber nicht weniger motiviertem Team, erfolgte um 12:30 Uhr der Startschuss in Eschborn. Von da an schleppten wir unsere Rucksäcke, die mit Trinkblasen, Erste-Hilfe-Set, Müsliriegeln, Franzbranntwein und vielen weiteren Utensilien bepackt waren, um Frankfurt herum, durch den Taunus, nach Bad Vilbel und wieder zurück zum Ausgangspunkt. Vier Verpflegungsstände, die sich auf den 100 Kilometern verteilten, versorgten uns mit kalten und warmen Getränken sowie jeder Menge Kalorien. Um ehrlich zu sein ging es bei den Zwischenstopps ausschließlich darum, innerhalb kürzester Zeit möglichst viel in sich hinein zu schaufeln.
Eine große Herausforderung war die Dunkelheit, mit der jeder einzelne von uns auf seine Art zu kämpfen hatte. Genauso war es mit den Wehwehchen. Während Blasen die Standardverletzungen sind, machten sich nach mehr als 50 Kilometern auch andere Bereiche, wie zum Beispiel die Schienbeine, Hüften oder das Knie bemerkbar. Spätestens ab diesem Zeitpunkt kam der Kopf zum Einsatz, schließlich sollte dieser beim Megamarsch die vielleicht wichtigste Rolle spielen.
Unser Motto: Einfach weiter, auch wenn es noch so weh tut.
Ganz so einfach war der Transfer von der Theorie in die Praxis jedoch nicht. So mussten wir ab der letzten Verpflegungsstation zu dritt weitermachen, da die Schmerzen bei unserem größten Kämpfer zu groß waren und es keinen Sinn mehr gemacht hätte, weiterzumachen. Auch in solchen Situationen ist der Kopf nicht ganz unwichtig, um größere Verletzungen zu vermeiden. Und ganz ehrlich: Mehr als 80 Kilometer zu marschieren ist eine grandiose Leistung – auch ohne Zieleinlauf.
Nach gut 23 Stunden und 100 Kilometern schaffte es das übriggebliebene Trio ins Ziel. Lachende, freudestrahlende Gesichter mussten den teils schmerzverzerrten und müden Gesichtern weichen. Dennoch realisierten wir, dass wir es geschafften hatten. Unsere Probemärsche in der Rhön einige Wochen zuvor hatten sich gelohnt. Auch der Teamspirit war einmalig, denn als Einzelstarter wäre die Herausforderung Megamarsch nur schwer machbar gewesen.
Auf der Heimfahrt zurück nach Bad Brückenau blickten wir – zumindest diejenigen, die die Augen offen halten konnten – auf eine geniale Veranstaltung zurück. Das Lächeln kam ebenfalls zurück und die Blessuren der vergangenen 100 Kilometer waren ertragbar gewesen. Ein verspätetes Glücksgefühl, das bei jedem von uns jedoch recht lange anhielt. Mal schauen, ob wir in den nächsten Jahren erneut an den Start gehen. Zum aktuellen Zeitpunkt wohl eher nicht, aber sobald die Sticheleien innerhalb des Vereins wieder los gehen, wird es wohl kein Zurück für eine weitere Teilnahme geben.
Wir halten euch auf dem Laufenden!